Indonesien

Indonesien, der Rückblick

Indonesien, der Rückblick

Das mit Indonesien ist so ne Sache. Es scheint das Traumland aller Europäer zu sein, jeder will dort hin, am liebsten gleich auswandern und nie mehr nach Hause zurückkehren. Was also habe ich vom vermeintlichen exotischen Paradies mitgenommen? Um eines vorweg zu nehmen: Ich habe Java und Bali bereist. Es gibt noch unzählige andere Inseln, die ganz anders sein müssen. Je weiter östlich man reist, je weniger Tourismus gibt es, desto ursprünglicher, aber auch einfacher wird das Leben. Dennoch, Indonesien ist und bleibt Indonesien.

 

Was so richtig faszinierend war

Die Natur

Das was mir in Indonesien am besten gefallen hat, ist die Natur, allem voran die Vulkane. Es gibt nur wenige andere Länder wo es so viele unterschiedliche Vulkane gibt, die besucht werden können. In Java habe ich drei davon besucht, den Tangkuban Perahu, den Sikadang Krater und den Ijen. Alle drei haben bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich habe zwar schon einige Vulkane gesehen, aber immer nur aus der Ferne. Noch nie zuvor bin ich auf einem gestanden und habe ich dessen Schlund runtergeschaut. Ein eindrückliches Erlebnis!

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Das Zugfahren in Java ist super, die Züge zuverlässig und wenn man 1. Klasse bucht, sogar richtig bequem. Es ist schön, wenn die atemberaubende Landschaft an einem vorbeizieht  und man dabei die Gedanken fliegen lassen kann. Unzählige Reisfelder, tiefe Schluchten, alles immer von Vulkanen umgeben – so ist Reisen schön.

Landschaft in Indonesien

Bali kann mit seiner Landschaft nicht minder beeindrucken, auch hier gibts so ziemlich alles zu finden, was die Natur hergibt. Es gibt also in Indonesien ganz viel zu tun. Abgesehen von Wandern, Vulkanen und Reisfeldern natürlich auch alle Wassersportarten. Von Rafting bis Tauchen ist alles vertreten. Langweilig wird es also nicht so schnell.

Schwefelsee in Dien, Indonesien

 

Der Glaube

Weiter ist der gelebte und farbenfrohe Glaube in Bali sehr eindrücklich. Überall sind Opfergaben zu finden, Frauen laufen mit meterhohen Früchteschalen auf dem Kopf durch die Strassen und bringen diese zum Tempel. Der Glaube wird hier so frei und selbstverständlich gelebt, es ist einfach nur schön mitanzusehen. Im Zuge davon fasziniert auch die Architektur ungemein. Nicht nur Tempel, auch Wohnhäuser sind so wunderschön gestaltet, dass sie konstant in Staunen versetzen.

faszinierender Glaube in Indonesien

Glaube und Architektur in Indonesien sind faszinierend

spannende Architektur in Indonesien

Das hört sich das jetzt auch wirklich nach einem Paradies an, oder? Ja, aber das ist nur die eine Seite. Denn gleichzeitig hat mich Indonesien so richtig genervt. Es gibt da schon ein paar Sachen….

 

Was gar nicht ging

Touristenpreise

Als Touristin muss ich vielerorts oftmals mehr als Einheimische bezahlen. Bis zu einem gewissen Grad ist mir das auch egal. Aber in Indonesien waren die Forderungen oftmals total überrissen und frech. Mit der Zeit ist das einfach nur noch nervig und auch irgendwie traurig.

Ich handle gerne und oft, mir macht das Spass. Und genau das ist auch der Kern des Handelns: es soll für beide Seiten zufriedenstellend enden und die Zeit die man mit Handeln verbringt, soll eine vergnügliche sein. In Indonesien habe ich das aber als puren Stress erlebt und ich bin nicht selten stinksauer geworden. Vielen ist anscheinend auch nicht klar, was sie mit diesem Verhalten den Touristen gegenüber für einen Schaden am Image dieses Landes anrichten.

 

Die Kehrseite des Tourismus

Mit den Indonesiern selbst habe ich nicht viele Erfahrungen gemacht. Ich habe sie eigentlich nur im Rahmen des Tourismus kennengelernt. Ich glaube, sie sind sehr sanftmütig und nett, aber wenn man eben nur mit Leuten zu tun hat, die einem etwas verkaufen wollen, kann man diese Seite kaum erkennen. Denn da kommt eigentlich genau das Gegenteil zum Vorschein.

Abgebrühte Verkäufer wechseln sich mit nervigen Beachboys ab. Wenn mich also nicht gerade jemand mit “Taxi, Taxi” anbrüllt, ist es ein Junge der mit “Wanna drink my juice, miss? I’ll be very nice to you!” um die Ecke kommt. Aber irgendjemand quatscht mich immer an, will was verkaufen, brüllt mir was ins Gesicht.

Am Strand in Indonesien gibts kein Entkommen von den Bachboys

 

Die Sache mit den Fotos

Das betrifft vor allem Java, denn hier zu reisen ist als Weisse recht mühsam, da einfach alle ein Foto wollen. Aber auch wirklich alle. Ich habe kaum ein paar Meter gehen können, ohne das mich jemand um ein Foto bat. Mir passiert das auf Reisen in Asien häufig, aber nirgendwo in dem Ausmass wie in Indonesien.

In Indonesien wollen alle ein Foto

Bestimmt hat das auch damit zu tun, dass ich zu der Zeit unterwegs war, wo Schuljahresende war und alle Schulen auf Klassenfahrt waren. Oft musste ich mit ganzen Klassen posieren. Und da wollte natürlich jeder mit seinem eigenen Handy ein Bild. Bis dann 10-20 Handys fotografiert haben und alle mit drauf waren, da vergeht einige Zeit. Und das dann vielleicht 15 Mal pro Tag. Irgendwann habe ich dann angefangen Nein zu sagen, obwohl ich dadurch einige enttäuschte Blicke geerntet habe.

 

Ja, was denn nun? Wie wars denn nun in Indonesien?

Ich habe tolle Dinge erlebt und Sachen gesehen, die ich nicht missen möchte. Ich hatte eine gute Zeit in Indonesien. Es ist ein vielfältiges Land mit einem grossen kulturellen Reichtum, den es zu entdecken gibt. Aber die wirklich grossartigen Dinge sind in der Natur zu finden. Vulkane, Seen, Berge, das Meer… Unzähliges.

Trotz all dieser Superlativen, vermochte mich Indonesien nicht zu packen. Es ist kein Land in dass ich umgehend wieder zurückkehren möchte. Es gibt einfach zu vieles was extrem mühsam war und alles was mit Tourismus zu tun hat, ist mehr oder weniger einfach nervenaufreibend.

Ganz im Osten Indonesiens mag das anders aussehen, dort wo sich noch wenige hinverirren und der Tourismus noch nicht alles kaputt gemacht hat. Da stellt sich aber gleich die Frage: Ist es überhaupt vertretbar dorthin zu reisen? Oder ist man dann einfach der Wegbereiter dazu, dass es in Papua Neuguinea auch mal so aussieht wie in Bali? Das ist aber schon wieder ein anderes Thema und einen eigenen Artikel wert.

Über die/den Autor/in

Früher als soloreisende Backpackerin, bin ich heute am liebsten mit der ganzen Familie unterwegs. Ich lebe, reise und arbeite auf der ganzen Welt und geniesse es, Jürgen und unsere Kids immer mit dabei zu haben. Mein Herz schlägt für Hawaii, Kryptowährungen und Schokoladeneis. Mein Ziel ist finanzielle Freiheit für mich und meine Familie.

9 Kommentare

  • jkb
    20. Juli 2014 um 13:57

    Wunderbarer Rückblick! Hier regnet es gerade und ich geniesse Deinen Artikel zu einer heissen Tasse Kaffee. Danke fürs schreiben!

    Liebe Grüsse aus der Schweiz.
    Jakob

    p.s (das sechste Bild hätte ich vermutlich aus Qualitätsgründen ausgelassen).

    Antworten
  • Reni
    20. Juli 2014 um 15:51

    Interessanter Blogpost. Wir sind gerade in Bali nach einer traumhaften Woche auf einer Tauchsafari im Komodo Nationalpark. Ein wunderschöner Fleck in Indonesien. Ist noch viel ursprünglicher als Bali, aber ja, es wird auch im östlichen Teil von Indonesien immer touristischer.
    PS: Das mit dem Taxi… Taxi… Transport… Transport… kennen wir nur zu gut.

    Antworten
    • Sarah
      21. Juli 2014 um 5:26

      Wow, ich kann mir gut vorstellen, dass eine Tauchsafari im Komodo Nationalpark wunderschön sein muss! Ich freu mich ja schon auf Fotos!

      Antworten
  • Simon
    21. Juli 2014 um 8:26

    Hi Sarah
    Würde ich nicht unbedingt so sagen, dass es weiter östlich ursprünglicher ist. Mit Java hast du Indonesien schon hautnah erlebt 🙂

    Bali ist halt ein Sonderfall…

    Um ehrlich zu sein, ich persönlich fand Indonesien auch sehr anstrengend zum reisen, vor 10 Jahren und auch letztes Jahr. Ich denke, Fotos und das (obermega) mühsame Verhandeln in Indonesien ist der Preis, welcher ein Tourist dort zahlt. Wenn man darauf gefasst ist, ist das trotzdem halb so wild.

    Liebe Grüsse,
    Simon

    Antworten
  • inka
    23. Juli 2014 um 12:15

    Daaanke für diesen Artikel! Seit zwei Jahren nun schon “feile” ich an einer längeren Südostasienreise, nur kommt immer wieder was “dazwischen”: Vorletztes Jahr Südamerika, dieses Jahr Südafrika, damit ist SOA mal wieder in die Ferne gerückt. Aber irgendwann muss das! 🙂 Und deswegen verschligne ich weiter dazu alle Artikel, die ich finden kann.
    Eigentlich hatte ich mir inzwischen schon Indonesien ausgesucht, denn Thailand klingt für mich z.B. wie Tourismus pur, Vietnam bekommt weiterhin furchtbare Bewertungen, was die Freundlichkeit der Menschen angeht. Malaysia? Hm, weiss nicht.
    Dein Artikel macht mich jetzt natürlich nachdenklich. Allerdings hatte ich eh überlegt, da nur hinzufahren mit einigen Ansprechpartnern und einem konkreten Projekt, was jetzt, durch Deinen Artikel, umso mehr sinnvoll erscheint.
    Und bah, die Sprüche sind ja widerlich. Ob ich da ruhig geblieben wäre?
    Liebe Grüsse,
    Inka

    Antworten
    • Sarah
      23. Juli 2014 um 13:13

      Gerade bei den Ländern in Südostasien gehen die Meinungen so sehr auseinander wie sonst kaum wo. Mir hat beispielsweise Vietnam super gut gefallen und ich hatte auch nur positive Erfahrungen mit den Leuten. In Indonesien waren die Begegnungen halt eher nervig, wobei sonst alle so schwärmen von den Menschen dort. Ich glaube, jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen. Es kommt so stark darauf an, welche Menschen man trifft und wie die Begegnungen verlaufen. Hast du schon mal an Kambodscha gedacht? Da würde ich auch jederzeit wieder hinreisen!

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  • Florian
    8. Oktober 2014 um 15:59

    Das mit den Fotos ist zwar schon krass auf Java, aber die Indonesier nerven mit ihrer schüchternen Art lange nicht so wie die Inder mit ihrem aggressiven Auftreten und natürlich ihrer Zahlenstärke.

    Das gilt bisher für alle Interaktionen in Indonesien, vom Tuk Tuk Fahrer über den Markstand bis zur Schulklasse.

    Zugegeben, mit einem Vergleich mit Indien, mache ich mir es sehr einfach 😉

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  • Martin
    6. Oktober 2017 um 17:31

    Hi Sarah

    Schade, hast du Indonesien so erlebt! Ich verbrachte über 1.5 Jahre in Indonesien und es ist bis heute eines meiner liebsten Länder. Über Java kann ich nichts sagen, aber Sulawesi, Sumatra und auch Bali empfand ich als faszinierend – die Menschen (wir wohnten mehrere Monate bei einer lokalen Familie) zählen für mich bis heute zu den liebenswertesten. Klar, Massentourismus verdirbt, bringt oft Gier im Menschen hervor. Aber selbst in Bali gibts noch viele Orte mit sanftem Tourismus und wahnsinnig guten Menschen. Gib Indonesien noch eine Chance, es gilt nicht ohne Grund als eines der interessantesten Reiseländer.

    Und viel Spass auf der nächsten Reise!

    Lieber Gruss,
    Martin

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    • Sarah Althaus
      6. Oktober 2017 um 19:25

      Indonesien ist zweifelsohne faszinierend und bietet eine Menge unglaublich toller Erlebnisse. Alleine schon die Natur ist atemberaubend. Dennoch habe ich die Schattenseiten des Tourismus auf Bali und Java überdeutlich wahrgenommen – vielleicht auch, weil ich alleine unterwegs war und Nonstop angemacht worden bin. Es hat einfach nur noch genervt. Bestimmt sind die Leute in Indonesien sehr freundlich und liebenswert, nur waren meine Erfahrung einfach die anderen. Ich bin sicher, dass ich wieder nach Indonesien reisen werde (schon nur wegen dem Surfen…). Eine zweite Chance muss immer sein und ich lasse mich dann sehr gerne eines besseren belehren.

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