Hört sich nicht schon der Name verheissungvoll an? Putrajaya. Ich könnte das ganz oft hintereinander sagen. Putrajaya. Putrajaya. Putrajaya. Aber genug jetzt. Es hört sich einfach wirklich toll an. Was es damit aber genau auf sich hat? Putrajaya ist die Verwaltungsstadt von Malaysia.
Das Land wird nicht, wie vielleicht angenommen, von Kuala Lumpur aus regiert und gesteuert, sondern von Putrajaya aus. Hier befinden sich fast alle Regierungsgebäude und auch ganz viele Betonklötze, um all die Angestellten der verschiedensten Ämter unterzubringen. Diese Betonklötze sind glücklicherweise aber gut versteckt, denn die Anreise nach Putrajaya lohnt sich in erster Linie der Architektur wegen.
Die Stadt wurde 1995 als Planstadt gegründet und war vorerst nicht sehr beliebt. Wie immer, wenn etwas Neues kommt, ist die Skepsis erst einmal gross. Ausserdem wurden die hohen Ausgaben, die für den Bau aufgewendet wurden, stark kritisiert. Mittlerweile leben mehr Menschen hier, rund 72.000 Einwohner zählt die Stadt.
Belebt ist es hier nicht, denn hier wird gearbeitet. Und zwar in den Büros. Es hat also weder quirlige Strassen, noch interessante Shoppingmöglichkeiten. Es stehen einzelne kleine Cafés zur Verfügung, ausgerichtet auf die Bedürfnisse der Büroangestellten.
Einzig wenn eine Messe stattfindet, dann wimmelt es in Putrajaya nur so von Leuten. Ich habe die Stadt besucht, als gerade die nationale Jugendmesse stattfand. Die Hauptstrassen waren gesperrt und mit Messezelten bestückt, wo sich Malaysias Zukunft von grossen Firmen mit Jobangeboten locken lassen konnte. Ebenso waren die verschiedenen Staaten Malaysias vertreten und präsentierten sich jeweils an einem eigenen Stand. Es gab Konzerte, Spiele und viele Unterhaltungsmöglichkeiten. Es findet durchschnittlich einmal im Monat eine Messe statt. Ansonsten aber, ist Putrajaya auf den Strassen wie ausgestorben.
Warum sollte man diese Stadt also besuchen? Ein Ausflug bietet sich an, wenn man in Kuala Lumpur ist und genügend Zeit für die Stadt eingerechnet hat. Putrajaya ist kein Muss, aber es gibt dennoch vieles zu bestaunen und ein Ausflug ist ein spannendes Kontrastprogramm zu lebhaften Kuala Lumpur. Allerdings sollte eine Vorliebe für Architektur schon vorhanden sein, denn darum geht es hier.
Die Stadtplaner haben sich nämlich selbst übertroffen, als sie Putrajaya entworfen haben. Es gibt eindrückliche Bauten, zwischen denen ganz viel Grün zu sehen ist, denn Putrajaya wurde als Gartenstadt konzipiert. An jeder Ecke gibts Grünflächen, Teiche, Fussgänger- und Fahrradwege, was für Südostasien eine Seltenheit und fürs Auge erholsam ist. Es gibt auch einen See, natürlich künstlich angelegt, der gut 650 Ha gross ist.
Die Moschee in Putrajaya ist ein besonderes Highlight und bietet schöne Ansichten und ein noch schöneres Fotomotiv, innen sowie aussen. Die Moschee kann besucht werden und im Innern warten Guides, die mit grossem Eifer und Wissen gerne alles wissenswerte zur Moschee vermitteln.
Vor der Moschee gibt es einen grossen Platz, der vor allem von Familien mit Kindern frequentiert wird. Hier gibt es einen tollen Blick auf die Moschee und den Perdana Putra Komplex. Das ist das Regierungsgebäude des Premierministers, was ebenfalls noch weitere Ministerien beherbergt. Die Architektur ist eine interessante Mischung aus malaysischen, islamischen und europäischen Einflüssen.
Über die Brücke gelangt man zum einer Reihe sehr eindrücklicher Gebäude, wo das Gericht und verschiedene Verwaltungen untergebracht sind. Obwohl die Gebäude direkt nebeneinander stehen, zeichnen sie sich durch ganz unterschiedliche Architektur aus, was die Ansicht so speziell macht. Hier lohnt es sich, ein bisschen umherzuwandern. Verlaufen kann man sich kaum, dafür ist die Stadt zu klein.
Putrajaya erreichst du ab Kuala Lumpur in 20 Minuten mit dem KLIA Transit Zug, wo du einfach am Bahnhof Putrajaya aussteigst. Von dort nimmst du einen der Busse ins Zentrum, einfach kurz nachfragen, welcher dahin fährt.
Tipp: Immer am Samstag und Sonntag um 11 Uhr und um 15 Uhr gibt es Gratistouren ab Putrajaya Bahnhof (also sie kosten 1 Ringgit, aber das sind etwa 25 Rappen / 20 Cent, was ich jetzt mal als Gratistour durchgehen lasse…). Du musst nichts reservieren, es reicht, wenn du eine Viertelstunde vorher dort bist. Der Bus fährt in ca. zwei Stunden alle Sehenswürdigkeiten ab, legt einen Foto- und sogar einen Essenstop ein. Die Tour nennt sich “Best of Putrajaya” und ist am Bahnhof ausgeschildert.
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4 Kommentare
Oli
4. Juni 2014 um 13:47Hallo Sarah,
es ist lustig, wie unterschiedlich der Eindruck ausfallen kann, nur weil man ein paar Menschen mehr auf den Strassen trifft. I
ch war zwei Mal in Putrajaya. Einmal vor etwa zehn Jahren und noch einmal letztes Jahr. Beim ersten Mal war ich für eine Reportage dort und hab mit den Machern ein paar Interviews geführt. Das zweite Mal war ich als Tourist dort und konnte sehen, dass von den hochtrabenden Plänen fast nichts klappte. Für mich ist die Stadt ein mehr oder weniger gescheitertes Prestigeobjekt und ein Sinnbild dafür, dass Städteplanung genausowenig funktioniert wie Planwirtschaft.
Aber davon abgesehen: Die Architektur ist in der Tat grandios. Manche Gebäude sind mir etwas zu plump islamisch geprägt, aber andere wie das Finanzministerium (bei dir das unterste Foto) verschmelzen die architektonischen Traditionen gekonnt.
Ich habe übrigens vor einem Jahr selber einen Text zu Putrajaya geschrieben. Vielleicht interessiert er dich ja: http://weltreiseforum.com/blog/putrajaya-ruckkehr-in-die-malaysische-retortenstadt/
Gruss,
Oli
Sarah
4. Juni 2014 um 14:22Na ja, so unterschiedlich ist unser Eindruck ja nicht… Zu normalen Tagen sind die Strassen quasi menschenleer, das haben wir ja beide so beschrieben. Und ob die Pläne der Regierung ein Erfolg sind oder nicht, kann ich kaum beurteilen, da ich diese nicht kenne. 😉 Aber das spezielle ist die Architektur und deswegen gefällt mir Putrajaya auch so gut. Der Mix ist wirklich spannend zu sehen. Aber abgesehen von der Architektur läuft da nichts. Ich bin aber gespannt, wie sich die Stadt in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird, da doch immer mehr Menschen dorthin ziehen und die Malaysier, mit denen ich gesprochen haben, sind ziemlich stolz auf die Stadt.
Oli
4. Juni 2014 um 14:52Ja, du hast recht. Es zieht schon langsam an. Vor allem Cyberjaya (das liegt auf der anderen Seite des Schnellbahnhofs) hat in den letzten Jahren einen stärkeren Bevölkerungszuwachs erlebt. Aber auch dort stehen noch immer ganze Reihenhaussiedlungen leer, weil die geplante Ansiedlung von zahlreichen internationalen IT-Unternehmen doch nicht so leicht wie gedacht vonstatten ging. Ich denke aber, dass sie das dort langfristig schon entwickeln wird. Einfach nicht nach Plan! 🙂
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