Gedanken / vom Reisen

Stell dich deinen Ängsten. Oder: Was du auf Reisen lernen kannst

Kathmandu

Es läuft doch alles schön rund. Du weisst was du zu erwarten hast, wie dein Tag so ungefähr aussehen wird, wer du wann und wo treffen wirst. Unsere Tage sind meist akribisch durchgeplant und durch eine Vollzeitarbeit bleibt da auch gar kein grosser Spielraum.

So pendelt sich der Tagesablauf ein, die Wochen und Monate vergehen und schon wieder ist ein Jahr um.

Durch diese Vorhersehbarkeit fehlt oftmals der Platz für persönliches Wachstum und neue Erfahrungen. Sobald eine Herausforderung auftaucht, weisst du auch schon, wie du sie geschickt umschiffen kannst. Da du zu Hause und in deiner gewohnten Umgebung bist, kennst du die Kniffe, dich möglichst einfach aus jeder unerwarteten Situation zu winden und in deine gewohnten Muster zurückzufallen.

Wann hast du das letzte Mal etwas wirklich Neues erlebt und bist an dieser Situation für dich persönlich gewachsen?

Auf Reisen sieht das Ganze natürlich ein bisschen anders aus. Du hast keine Chance dich herauszuwinden, plötzlich macht es Boom!, und aus dem Nichts befindest du dich plötzlich in einer Situation, die dich mit deinen tiefsten Ängsten konfrontiert.

Genau das macht das Reisen so interessant. Du MUSST dann reagieren, du kannst gar nicht anders. Klar, du kannst dich auf den Boden setzen, losheulen und die Welt verfluchen. Aber mal ganz abgesehen davon, dass das einfach nur peinlich ist,  musst du dann irgendwann wieder aufstehen und eine Lösung finden.

Reisen bedeutet, sich seinen Ängsten zu stellen. Oftmals sind die Ängste die uns zurückhalten bei allen die ähnlichen. Sie dienen als perfekte Ausrede, daheim in der Wohlfühlzone zu bleiben.

Schauen wir uns das doch mal genauer an: populäre Ängste und was du daraus lernen kannst.

1. Ich kann doch nicht alleine reisen!

Für viele ist es sehr beängstigend sich schon nur vorzustellen, alleine zu reisen. Gedanken wie “Was denken denn da die andern?”, “Das sieht ja aus, als hätte ich keine Freunde”, “Dann erscheine ich so eigenbrötlerisch”, sind da gang und gäbe. Wieso denn eigentlich?

Erstens ist es sowieso egal was die Anderen denken. Wenn du reisen willst, dann mach es. Zweitens hat alleine reisen nichts mit Freunden zu tun, sondern ist eine bewusste Entscheidung zur ultimativen Freiheit.

Was du daraus lernen kannst? Für dich einzustehen. Eine Entscheidung zu treffen und daran festzuhalten. Sich nicht durch falsche Erwartungen von sich selbst und dem Umfeld leiten zu lassen. Dein eigenes Leben zu leben und deine Träume zu verwirklichen. Denn es sind ja deine Träume und nicht die von jemand anderem.

2. Auf andere zugehen

Wenn du in der Welt unterwegs bist, musst du deine Schüchternheit ablegen und auf andere Menschen zugehen. Wenn du dich verläufst, musst du nach dem Weg fragen. Wenn du auf dem Strassenmarkt wissen willst was du zu essen kaufst, musst du fragen. Wenn du dich auf die einheimische Bevölkerung einlassen willst und mehr über sie und ihre Lebensweise erfahren willst, musst du mit offenem Herzen auf sie zugehen. Wenn du eine Reisebegleitung willst, musst du andere Reisende ansprechen.

Doch lass dir gesagt sein: das ist eine der Ängste, die nur zu Hause existieren. Unterwegs sieht das alles ganz anders aus und wird kein Problem mehr darstellen.

Du wirst lernen auf andere zuzugehen, weil es das natürlichste der Welt ist. Menschen wollen kommunizieren, Menschen wollen Hilfe geben, Menschen wollen Freundlichkeit weiterschenken. Die Welt ist kein Ort, wo dir alle prinzipiell etwas Böses wollen. Das Gegenteil ist der Fall. Du wirst offener werden und mit der Zeit wirst du auf die meisten Menschen zugehen, ohne vorher einen Gedanken daran zu verschwenden.

Stell dich deinen Ängsten. Oder was du daraus lernen kannst.

 

3. Verantwortung übernehmen

Unterwegs wirst du Entscheidungen treffen müssen. Die Konsequenzen dieser Entscheidungen wirst du ausbaden müssen, egal ob gut oder schlecht. Sie werden dich betreffen, und nur dich selber. Du wirst niemandem sonst die Schuld in die Schuhe schieben können. Es sind dann weder Eltern, noch Chef oder der Nachbar da, die du verantwortlich machen kannst. Du reist, du entscheidest und du lebst damit. Punkt. So einfach ist das. Was du daraus lernen kannst? Eben genau das: du musst mit deinen Entscheidungen leben lernen. Was uns nun zu Punkt 4 bringt.

4. Ich trau mich nicht!

Dadurch das du wirklich alles selber machen musst, selber organisieren, sprechen, lernen, hinfallen und wieder aufstehen, und mit den Konsequenzen deiner Entscheidungen leben musst, entwickelst du zwangsläufig Vertrauen in dich selbst. Wenn du weisst, du schaffst es durch die Welt, dann schaffst du auch sonst alles. Was lernst du dabei? Du lernst deinen Instinkten zu vertrauen. Du lernst, dass dein Bauchgefühl wirklich existiert und du darauf hören sollst. Du lernst für dich selber gerade zu stehen. Du lernst, Vertrauen in dich selber zu haben.

5. Und wenn ich mich nicht zurechtfinde?

Irgendwann auf Reisen kommt der Punkt wo du merkst, dass dich nichts mehr so leicht aus der Fassung bringt. Du wirst locker. Ich meine damit nicht, wenn du realisierst, dass in anderen Ländern der Fahrplan nicht auf die Minute eingehalten wird (wenn’s denn überhaupt einen Fahrplan gibt). Ich meine damit, die innere Einstellung. Die innere Ruhe. Das realisieren, dass nicht du der Mittelpunkt bist und sich die Erde um dich dreht, sondern dass es genau andersrum ist. Das du nur ein Teil des grossen Ganzen bist. Und das ist wahrscheinlich eine der wichtigsten Erkenntnisse überhaupt.

Auf Reisen wirst noch mit vielen anderen Ängsten konfrontiert werden. Aus allen wirst du etwas lernen, viele wirst du überwinden. Und an die meisten wirst du bald mit einem müden Lächeln zurückdenken.

Reise ist die wertvollste Lebensschule überhaupt.

In dem Sinne: Überwinde deine Ängste, geh raus in die Welt, lebe und lerne.

Über die/den Autor/in

Früher als soloreisende Backpackerin, bin ich heute am liebsten mit der ganzen Familie unterwegs. Ich lebe, reise und arbeite auf der ganzen Welt und geniesse es, Jürgen und unsere Kids immer mit dabei zu haben. Mein Herz schlägt für Hawaii, Kryptowährungen und Schokoladeneis. Mein Ziel ist finanzielle Freiheit für mich und meine Familie.

2 Kommentare

  • Iris
    3. Dezember 2014 um 14:40

    Wow, du machst einem wirklich Mut zu reisen! Ich plane auch gerade einen länger andauernden Aufenthalt auf Bali (mal für’s Erste) – und durch deinen Blog bekomme ich wirklich noch mehr Lust darauf, alleine in die Welt hinauszugehen, und zu leben! Du solltest übrigens unbedingt mal nach Japan reisen, ich war bereits 3 Mal dort und blogge darüber – falls es dich also mal da hin ziehen sollte, kannst du ja gerne auf meinem Blog vorbeischauen 🙂 Ich wünsche dir, dass dir die Lust am Reisen nie vergeht, und du noch viele wunderbare Momente auf der ganzen Welt erleben darfst! Liebe Grüsse aus Österreich 🙂

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    • Sarah
      5. Dezember 2014 um 19:36

      Schön, kann ich zum Reisen animieren. Genau dafür ist dieser Blog da. Dir wünsche ich daher erstmals viel Vergnügen in Bali. 🙂

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